Tour durch Süd-Amerika

14.02.2005 4. Tag unserer Tour

Wir standen kurz vor 8 auf, wuschen uns notdürftig und packten unsere Sachen. Dann sollte es noch Frühstueck geben, der Fahrer schraubte an seinem Auto herum. Erst um 10 Uhr kamen wir los und freuten uns sogar ein wenig, dass dies der letzte Tag der Tour sein sollte. Wie man sich doch irren kann.

Nach etwa einer Stunde erreichten wir Colcha K (diesmal mit o nicht mit a), wo das planmäßige Nachtlager gewesen wäre. Wir fuhren ohne Unterbrechung weiter und querten auf Dämmen große Wasserflächen. Einer war hin und wieder von durchfließendem Wasser unterbrochen, was aber kein Hindernis darstellte. An der Seite im Wasser erblickten wir acht Kreuze. Auf Anfrage erklärte der Fahrer, dass dort 2001 acht Menschen (Touristen) ums Leben gekommen seien. Das Wasser sei plötzlich um zwei Meter angestiegen. Wir zählten schnell die Insassen: Fahrer, Köchin, 3 Deutsche, 2 Argentinier, 1 Australier = auch 8 Menschen. Dann war der Damm zu Ende. Mitten im Wasser. Der Fahrer sagte, er muss jetzt den Motor mit Plastiksäcken abdichten. Damit wir keine Zeit verlieren sollten wir hier zu Mittag essen. Irgendwo im Nichts auf einem Damm aus Geröll. Eigentlich hatten wir in der Umgebung wenig Lust. Ich meinte noch "Better we eat something before wie die" - ein Zitat, das ich später bereuen sollte. Es gab diesmal sogar ein warmes Mittagessen (warmgehalten) und der Fahrer wickelte hier und da Plastiksäcke an das Auto.

Als wieder alle im Auto verstaut waren, ging die Fahrt durch das Wasser weiter. Es war nur etwa knöcheltief und das Auto fuhr ruhig und gleichmäßig über die Salzplatten, die man durch das Wasser deutlich erkennen konnte. Die Sonne schien, die Wolken und die Berge reflektierten sich in dem spiegelglatten Wasser. Es sah traumhaft aus. Wir genossen die Fahrt, insbesondere da wir zum erstenmal nicht froren.

Wir erreichten die Kakteeninsel und bekamen eine Stunde Auslauf, um die riesigen Pflanzen zu bewundern (bis zu 12 Meter Höhe). Außen herum lag der riesige Salzsee, der das tiefe Blau des Himmels und das Weiß der Wolken perfekt spiegelte.

Um 16 Uhr verließen wir die Insel und nahmen Kurs auf Uyuni, quer durch das Wasser. Von rechts zogen dunkle Wolken auf, die sich immer mehr verdichteten. Dennoch schien das Land nicht näher zu kommen. Ich begann zu grübeln, wie viel Regen es wohl braucht, damit der Spiegel um 2 Meter ansteigt. In der Abenddämmerung erreichten wir das Salzhotel. Obwohl uns nicht danach war, wurde vom Fahrer eine Besichtigung von selbigem angeordnet. Wir kletterten über das Wasser und stapften durch das aus Salzsteinen errichtete Hotel. Als wir es wieder verließen, war der Fahrer gerade dabei, einem kleinen LKW Benzin abzugeben. Leider hatten wir selber davon so wenig, dass der Schlauch im Tank nicht bis zum Treibstoff reichte. Also wurde es einfach am Motor abgezapft. Als wir los wollten, mussten die Jungs vom Lastwagen unser Auto anschieben. Es wurde dunkel und der Wind frischte auf und am Horizont zuckten Blitze. Wasser wehte von der Seite über das Auto und das vorher so helle, klare Wasser wurde dunkelgrau. Leider funktionierten die Scheinwerfer des Autos gar nicht mehr und wir suchten unseren Weg im letzten Licht des Tages durch das unendlich scheinende Wasser. Plötzlich änderte sich der Untergrund unter dem Auto von harten Salzplatten in irgendwas Weiches, Holpriges. Der Fahrer riss das Lenkrad nach rechts, riss es nach links. Dann sackte das Auto mit der Motorhaube zuerst in die Tiefe. Wir kamen zum Stehen, Wasser floss durch die Türen ins Innere. Der Fahrer geriet in Panik faselte was von einem Vulkan und der Motor erstarb. Wir kletterten aus dem schräg im Wasser liegenden Auto wieder dahin, wo das Wasser nur knöcheltief war. Das Auto hing in einem Loch, dessen Ausmaße wir in der Dunkelheit nicht ausmachen konnten. Das Gewitter war schon sehr nahe, als wir berieten, was zu tun war. Wir konnten ja nicht durch das Wasser zum Ufer oder zurück zum Hotel laufen. Kleine Huckel im Wasser bei Gewitter zu sein, schien uns wenig amüsant. Zum Glück erreichte uns der Lastwagen, dem wir kurz zuvor mit Benzin ausgeholfen hatten. Er zeigte sich bereit, uns aufzunehmen, aber leider war seine Ladefläche bereits mit Menschen überfüllt. Wir quetschten uns zwischen alte Menschen, junge Frauen und Männern zum Teil mit schreienden Babys auf dem Armen. Es erinnerte sehr an Flüchtlingstransporte, wie wir sie ja nur aus dem Fernsehen kennen. Wir holperten weiter durch das Wasser bis auch der Lastwagen stecken blieb. Inzwischen hatte uns das Gewitter erreicht und es stürmte, regnete aber zum Glück nur wenig.

Als es sich verzog, kam wieder die Frage auf, was zu tun sei. Manche wollten den Lastwagen befreien und weiterfahren. Wir hatten Bedenken, in ein weiteres Loch zu fallen. Auf Notsignale mit der Taschenlampe kam von Land her keine Antwort und die Männer schoben den Lastwagen wieder frei. Die Fahrt dauerte nicht lange und wir blieben wieder stecken. Außen um uns herum nur kaltes Wasser in der jetzt sternenklaren Nacht. Die nassen Hosen und Schuhe hielten kaum warm.

Einige Männer liefen los Richtung Ufer und fanden auch einen sicheren Weg, den der Wagen wenig später nutzte und tatsächlich einen trockenen Damm zum Festland erreichte. Weiter reichte der Treibstoff aber nicht mehr. Es dauerte ein oder zwei Stunden, bis genügend Benzin herangeschafft worden war um die nächste Siedlung zu erreichen. Hier besorgte unser Fahrer Zimmer in einem netten, ebenfalls aus Salz bestehenden Hotel, zwei Zimmer. Dankbar zu leben aber ohne unser Gepäck sanken wir gegen 1 Uhr in die Betten.

In diesem Dorf haben wir die Nacht verbracht
Die Straße endet hier
Weiter geht es durch das Wasser
Blick von der Kakteeninsel
Das Salzhotel in der Abenddämmerung